Ingo Schulze erzählt in seinem Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ von Norbert Paulini, einem Antiquar aus Sachsen. Ein Buchmensch durch und durch, der sich dem Lesen verschrieben hat und der allen Widerständen zum Trotz an seinem Antiquariat, an seinen Büchern festhält. Mit dem Ende der DDR verliert er jedoch auch seine Bedeutung. Was als warmherzige Geschichte über die Liebe zum Buch beginnt, entwickelt sich bald zu einem vielseitigen Bild über Wahrheit, die Macht des geschriebenen Wortes und die Gefahr der einseitigen Betrachtungsweise.
Ein unglaublich kluges, durchdachtes, gut komponiertes, spannendes Buch, das in drei Teilen geschrieben ist und gekonnt mit den Erwartungen des Lesers spielt und sie noch gekonnter widerlegt. Ein Roman, der die Lesenden die eigenen Denkmuster hinterfragen lässt.
Etwas ärgerlich: Der Klappentext führt die Lesenden in eine falsche Richtung: Hier geht es nicht darum, von einem Mann zu erzählen, der sich radikalisiert oder gar ein politisches Portrait von rechten Wutbürgern in Ostdeutschland zu zeichnen. Ganz klar stehen hier die Wahrheitsfindung, das in die Irre führen, das Entlarven von angeblichen Wahrheiten, der Appell, Texte hinterfragen zu müssen, im Mittelpunkt.
Tipp und Text: Sarah Kugler